Die Ev.-Luth. Philippus-Kirchgemeinde Dresden-Gorbitz ist – verglichen mit vielen anderen Kirchgemeinden in Sachsen – eine recht junge Gemeinde. Über Jahrhunderte gehörten die Bewohner der Dörfer Gorbitz, Gompitz und Pennrich so wie die Einwohner vieler Nachbardörfer zur Kirchgemeinde Briesnitz. Bis heute gibt es in der Briesnitzer Kirche die „Gorbitzer Halle“ mit sehr alten Fresken, durch die die Gemeindeglieder aus Gorbitz die Kirche betraten.
Chronologischer Überblick
1206 – erste urkundliche Erwähnung von Gorbitz und Gompitz
(Der Name Gorbitz entstammt wie so viele Ortsnamen dem Slawischen und bedeutet „bergiges Dorf“. Gompitz leitet sich vom slawischen „konop“ ab, was „Hanf“ bedeutet. Offenbar eignete sich der fruchtbare Boden in dieser Gegend auch gut zum Hanfanbau.)
1378 – erste Erwähnung des Dorfes Pennrich
(Der Ortsname Pennrich könnte von „Bennoreich“ abgeleitet worden sein und wäre damit ein Hinweis auf den Meißner Bischof Benno. Das nahe gelegene Briesnitz war Sommerresidenz der Meißner Bischöfe und stand an der „Eisernen Furt“, an der der Bischofsweg von Meißen in die Lausitz die Elbe querte.)
1573 – Hinweis auf die Unterscheidung von Ober- und Niedergorbitz
Obergorbitz war der wohlhabendere Ortsteil. Hier befanden sich große Bauernhöfe. Die Einwohnerschaft von Niedergorbitz bestand dagegen vor allem aus Tagelöhnern und Häuslern und wuchs stärker als die von Obergorbitz.
1860 – Pfarrer Emil Höhne (1843-1925) wird beauftragt, vor den Toren Dresdens eine Arbeit mit sozial gefährdeten Kindern und Jugendlichen zu beginnen. Er geht deshalb zur Ausbildung ins „Rauhe Haus“ von Johann Hinrich Wichern nach Horn bei Hamburg.
1872 – Emil Höhne gründet am 1. Mai eine Diakonenbildungsanstalt mit Rettungshaus an der Uthmannstraße. Nach dem Vorbild Wicherns kümmert er sich um verwahrloste Kinder und sorgt gleichzeitig für die Ausbildung von Diakonen, die diese Aufgabe übernehmen.
1899 – Weil der Platz in Gorbitz nicht mehr ausreicht, kauft Emil Höhne Land in Moritzburg und zieht dorthin um. Das Gebäude mit der Anstaltskapelle verkauft er (nachdem die Kirchgemeinde Briesnitz sich an einem Kauf nicht interessiert gezeigt hatte) an die kommunale Gemeinde Gorbitz. Es wird als Schulgebäude benutzt. In der Kapelle feiert man weiterhin Gottesdienste. Auf dem Gelände in Moritzburg entsteht die „Diakonenbildungsanstalt“, die heutige „Evangelische Hochschule Moritzburg“.
1900 – Gorbitz erhält einen eigenen Pfarrer, der in Briesnitz angestellt ist. Gorbitz ist also Filialgemeinde von Briesnitz
1907 – Neben dem Kapellengebäude errichtet man einen Glockenturm mit 3 Gussstahlglocken aus Bochum.
1913 – Erst jetzt wird Dresden-Gorbitz eine eigenständige Kirchgemeinde. Der Pfarrer wohnt mit seiner Familie im Kapellengebäude.
Nach dem 1. Weltkrieg baut man Farbglasfenster ein, in deren Rosetten die Namen der gefallenen Gemeindeglieder festgehalten sind. Diese Gedenkrosetten befinden sich heute in den Fenstern der Obergorbitzer Friedhofskapelle.
Mehrmals versucht die Gorbitzer Gemeinde, die Kapelle von der Stadt Dresden zu kaufen. Aber sowohl in der Zeit des Nationalsozialismus als auch in der DDR-Zeit werden diese Anträge abgelehnt. Somit bleibt die Kirchgemeinde immer Mieterin des Gebäudes. In den 1970-er Jahren wird der Innenraum der Kapelle modernisiert. Die Kirchenbänke tauscht man gegen Stühle aus, Altar und Kanzel werden erneuert.
Anfang der 1980-er Jahre beschließt der sozialistische Staat, am Gorbitzer Hang ein Neubaugebiet zu errichten. Bis zu diesem Zeitpunkt gibt es dort nur Felder und Gärtnereien. Bevor mit dem Bau begonnen wird, stellt die Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens 1982 Johannes Böhme als Pfarrer für dieses Neubaugebiet an. Zusammen mit einer Besuchsdienstgruppe aus Mitgliedern der umliegenden Kirchgemeinden beginnt er die Aufbauarbeit. Dabei geht man in den fertig gestellten Wohnblocks von Tür zu Tür, um Kontakte zu neu zugezogenen Christen oder interessierten Menschen zu knüpfen.
1988 – Die Konzeption „Gemeinde unterwegs“ wird die Voraussetzung für die Selbständigwerdung der Kirchgemeinde. Es beginnen die Planungen für den Bau eines modernen Gemeindezentrums unter der Leitung des Dresdener Architekten Ulf Zimmermann.
1990 – Grundsteinlegung für das Gemeindezentrum am Leutewitzer Ring 75
1991 – Die Neubaugemeinde gibt sich den Namen „Philippus-Kirchgemeinde“. Die Erzählung von dem Diakon Philippus, der den Hofbeamten der äthiopischen Königin anspricht und dann tauft, wird als beispielhaft für die missionarische Arbeit einer Kirchgemeinde in einem säkularen Umfeld betrachtet.
1992 – Einweihung des Gemeindezentrums
Infolge der Umbrüche seit dem Jahr 1990 sinken die Gemeindegliederzahlen auch im Dresdener Westen. Deshalb vereinigen sich die Ev.-Luth. Kirchgemeinde des alten Dorfes Gorbitz und die „Philippus-Kirchgemeinde“ im Jahr 2001. Sowohl die Kapelle als auch das Gemeindezentrum werden für Gottesdienste genutzt.
2006 – Die Philippus-Kirchgemeinde Dresden-Gorbitz schließt sich mit den Kirchgemeinden von Cotta, Briesnitz und Cossebaude zum „Kirchspiel Dresden West“ zusammen.
2010 – Die von Pfarrer Emil Höhne errichtete Gorbitzer Kapelle wird von der Gemeinde aufgegeben und entwidmet, weil die Ev.-Koreanische Gemeinde das Gebäude von der Stadt Dresden kaufen will. Die Einrichtung des Kirchenraumes wird als Geschenk an die polnischsprachige Ev. Gemeinde in Cesky Tesin (Teschen) gegeben. Von diesem Zeitpunkt an feiert die Gemeinde ihre Gottesdienste nur noch in ihrem Gemeindezentrum.