Blumen, Dank und Gemeinschaft
Eine Briesnitzer Tradition zum Erntedank
vom , verfasst von Conrad Jenschke
In Briesnitz hat das Kränzebinden eine ganz besondere Bedeutung. Seit 1948 – also noch in den entbehrungsreichen Jahren der Nachkriegszeit – kommen Menschen aus der Gemeinde zusammen, um zum Erntedankfest Gott für seine Gaben zu danken. Was damals aus tiefer Dankbarkeit trotz materieller Not begann, ist bis heute lebendig geblieben: Eine fest verwurzelte Tradition, die Generationen verbindet.
Am Freitag vor dem Erntedankfest treffen sich 16 bis 18 Frauen und Mädchen zum gemeinsamen Binden von Blumenkränzen. Die Blumen stammen aus den zahlreichen Gärtnereien im Gemeindegebiet, die ihre Gaben bis heute großzügig spenden. In froher Gemeinschaft sucht sich jede ihre Lieblingsblumen aus – inspiriert vom Reichtum der Schöpfung und der eigenen Kreativität. In wenigen Stunden entstehen zahlreiche Kränze – jeder einzigartig, jeder Kranz ist Ausdruck von Freude, Glauben und Dankbarkeit.
Bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen klingt der Nachmittag in fröhlichem Austausch aus. Am Samstag verwandelt Familie Kühne – bereits in der dritten Generation – den Altarraum in ein farbenfrohes Erntedankbild. Mit Blumen aus ihrer Gärtnerei in Ockerwitz und den Erntegaben der Gemeindeglieder gestalten sie ein prachtvolles Arrangement im Altarraum der Briesnitzer Kirche. Auch die Erntekrone, seit etwa 1978 Teil der Festdekoration, wird von Gemeindegliedern aus Ockerwitz mit Blumen geschmückt und an einer Efeuranke aufgehängt – eine schöne Tradition, die der frühere Kantor Christian Thiele aus seiner Heimatgemeinde Taubenheim mitbrachte.
Der Einzug in die liebevoll geschmückte Kirche am Erntedankfest ist jedes Jahr ein bewegender Moment. Die Farben, Formen und Düfte lassen spüren: Hier ist etwas gewachsen – nicht nur auf den Feldern, sondern auch in Herzen und Gemeinschaft. All die Mühe, all das kreative Tun ist letztlich Ausdruck unseres Dankes an Gott.
Die geschmückte Kirche wird so zu einem sichtbaren, anfassbaren Zeichen seiner Güte – und lädt uns ein, mit den Worten des 104. Psalms zu bekennen:
„Lobe den HERRN, meine Seele! [...] HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weislich geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.“
Conrad Jenschke
Fotos: Karin Holfert