„Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“ Mt 6,21

vom

„Lo esencial es invisible a los ojos“ (Werk: Ernesto Rojas Kristian Vásquez)

„Lo esencial es invisible a los ojos“ – Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

Ein Zitat mit Bild aus dem Buch „Der kleine Prinz“, auf wertlos gewordene venezolanische Banknoten
gemalt.

Wie das Werk des Künstlers Ernesto Rojas Kristian Vásquez so schön illustriert, ist es nicht Geld oder Reichtum an materiellen Dingen, die das Leben lebenswert machen, sondern Kreativität; wie man mit schwierigen Situationen umgeht; Freundschaften; und die Schönheit, die uns umgibt. Geld ist ein notwendiges Übel, solange wir in der Logik des Tauschens verbleiben und für jede Leistung eine Gegenleistung erwarten – aber auch dessen Wert ist labil und hängt vom Vertrauen ab, das wir in dieses stecken.

Ich würde hinzufügen, das Wesentliche ist weder messbar noch verfügbar. Wie viel kostet ein in rosa getauchter Himmel bei Sonnenaufgang? Wie viel würdet ihr für den Moment bezahlen, euren Kindern beim Schlafengehen vorzulesen? Und was kostet eigentlich ein erster Kuss?

Auch Gottes Segen ist unverfügbar. Wir können nicht beeinflussen, ob Gottes Geist unsere Aktionen und Pläne inspiriert, aber wir merken meist ziemlich schnell, wenn unsere Bemühungen ins Leere laufen.

Manchmal kommt mir das echt in die Quere. Bauerngarten, Generationenrikscha, Grüner Hahn und Podcast – das alles will schließlich auch organisiert und begleitet werden. Und schließlich sollen all diese Projekte zu einer nachhaltigen Gemeinde beitragen und dazu motivieren, die Schönheit von Gottes Schöpfung zu bewahren! Aus Glauben gerecht, heißt für mich zur Verantwortlichkeit befreit – aber wie schnell tappe auch ich in die Falle der Eigenwirksamkeit und des Aktionismus?

Viele Gesetze und Regelungen in der Bibel rufen zu regelmäßigen Pausen auf, laden zum Innehalten ein. Auch Fasten und Gebet sind solche „Maßnahmen“, um sich aus dem Hamsterrad der Produktivität herauszunehmen und sich auf das Wesentliche zu besinnen, auf Gott zu hören. Oder, um es mit dem Theologen Karl Barth zu sagen: „Hände zum Gebet zu falten ist der Anfang eines Aufstandes gegen die Unordnung der Welt.“ Dabei geht es nicht darum, Erfolg herbeizubeten, sondern sich auf dieses unverfügbare Wesentliche in unserem Leben auszurichten, sich von diesem ausrichten zu lassen; um loszulassen, ein- und auszuatmen und dann mit einem beherzten „Auf geht’s“ unserer Verantwortung als Geschöpf in Gottes Reich nachzukommen.

Den Mut, loszulassen und trotzdem weiterzugehen, wünsche ich jeder und jedem von Ihnen in der kommenden Fasten- und Osterzeit!

Juliane Assmann
Referentin für "anders wachsen"-Modellgemeinden