Edith Beyer - unvergessen

Nachruf

vom

Ohne Vorbilder geht es im Leben nicht, so auch bei mir. Ein solches Vorbild ist und bleibt seit meinem 14. Lebensjahr unsere damalige Pfarrfrau und meine spätere Kollegin Edith Beyer, die nun am 5. April 2021 im Alter von bald 83 Jahren ihr irdisches Leben vollendet hat. Von 1968 bis 1991 hat sie in unserer Gemeinde ihre Spuren hinterlassen.

Kinderbibelwochen ohne sie waren nicht denkbar, denn auf ihre hervorragenden Hefeklöße wartete stets eine sehr große Zahl begieriger Kindermägen, Adventsfeiern und Weihnachtsspielproben ohne ihre vielen persönlich rezeptierten Mandel- und Rosinenstollen – bei „Müllers“ gebacken - ebenso wenig. Ein unvergessener und für mich auch ermutigender Spruch von ihr lautete: „Ich liebe Hausarbeit. Da kann man so schön nachdenken.“ Besonders das Abwaschen stand bei ihr hoch im Kurs. Die Bewegung der Hände im warmen Wasser war für sie Balsam für die Seele. Frauengestalten der Bibel oder der Kirchengeschichte galt ihr besonderes Interesse. Die wichtigste war für sie Maria, die Mutter Jesu. Ihr zu Ehren fanden in unserer Kirche sogar Marienfeiern statt. Ebenso lag ihr die Weltgebetstagsbewegung sehr am Herzen, bei der stets ihre schauspielerischen Talente zum Einsatz kamen. Und so erhielt auch unter ihrer Leitung die hier bestehende Laienspielarbeit neue Impulse. Viele Aufführungen der „Löbtauer Spielschar“ sind mir in Erinnerung geblieben. Mehrere Generationen der Jungen Gemeinde fanden hier ein reiches Betätigungsfeld, das bei manchen bis heute noch fortwirkt. Und auch dabei standen vielfach Frauengestalten im Mittelpunkt, so beispielsweise „Mechthild von Magdeburg“.

Beim Nachdenken über Ediths Wirken in unserer Gemeinde ist mir auch noch ihr besonderes Geschick bei der Gestaltung von Räumlichkeiten in Erinnerung geblieben, z.B. das Jugendzimmer im 1. Stock rechts der Emil-Ueberall-Straße 6 im damals modernen Biedermeier-Stil oder die riesigen Misereor-Hungertücher, mit denen sie die kahlen, grauen Wände der Friedenskirche bestückte und uns damit zum Nachdenken über unser Tun und Lassen in der Welt bewegte. Ihre Art, sich in unser Gemeindeleben einzubringen, war einzigartig und bildete einen erfrischenden Gegensatz zu ihrem theologisch, mathematisch und sprachlich begabten Ehemann Kurt Beyer. Und es gäbe noch so viel zu erzählen! Sie bleibt in meinem Herzen und im Herzen derer, die mit ihr gemeinsam zu Christus unterwegs waren.

Rosemarie Scobel