Ein Leben für die Musik und die Gemeinde

Ekkehard Scobel im Portrait

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Ekkhard Scobel sitz am Klavier. Im Vordergrund liegt seine Trompete
Ekkhard Scobel (Foto: C. Jenschke)

Ekkehard Scobel, geboren 1950, ist eine beeindruckende Persönlichkeit, deren Lebensweg eng mit der Friedenskirche in Dresden-Löbtau und deren Posaunenchor verbunden ist. Seit seiner Kindheit prägt die Musik sein Leben. Nun, nach 50 Jahren als Leiter des Posaunenchors, ist es an der Zeit, sein außergewöhnliches Engagement und seine Verdienste zu würdigen.

Schon als Kind entwickelte Ekkehard eine besondere Verbindung zur Friedenskirche. Zu dieser Zeit war sie für ihn noch ein vergleichsweise „frisches“ Bauwerk, aber ein prägender Ort seines Lebens. Bereits im Alter von acht Jahren erhielt Ekkehard Scobel Klavierunterricht.
Ab 1964 ging er mit seinem Bruder Ulrich zur Jungen Gemeinde, die der damalige Diakon Siegfried Ewert leitete und eine lebendige Gemeinschaft bot. Dieser spielte auch eine entscheidende Rolle, denn er konnte die beiden Brüder und weitere junge Menschen für den Posaunenchor begeistern. Unter seiner Anleitung begannen sie, Blechblasinstrumente zu erlernen. Zunächst griff sein Bruder Ulrich zur Posaune und etwas später Ekkehard selbst zur Trompete.

1969 ging Siegfried Ewert nach Seelitz bei Rochlitz. Seit dieser Zeit fanden die ersten Besuche der jungen Löbtauer Bläserinnen und Bläser in Seelitz statt. Daraus entwickelte sich eine Partnerschaft, die bis heute andauert und aus der sich auch viele persönliche Freundschaften entwickelt haben.
Nach seinem Abitur 1969 studierte Ekkehard Chemie und widmete sich gleichzeitig weiter intensiv der Musik. Während seiner beruflichen Station in Schwarzheide übernahm er schon 1974 die Leitung des Posaunenchors von Jörn Beensen, der ihn organisatorisch unterstützte. 1977 kehrte Ekkehard beruflich nach Dresden zurück, begann ein Abendstudium an der Hochschule für Musik in Dresden und übernahm schließlich die gesamte Verantwortung für den Posaunenchor. Unter seiner Leitung entwickelte sich dieser zu einer festen musikalischen Größe in der Gemeinde und darüber hinaus.

Die Arbeit im Posaunenchor in der DDR war nicht immer einfach. Die staatliche Haltung gegenüber kirchlicher Arbeit war reserviert und die Auswahl an Notenmaterial rar. Alles, was an Notenausgaben zu bekommen war, hatte der Posaunenchor in seinem Archiv. Neben dem Evangelischen Gesangbuch, dem „Wachet auf“, „Lob 1“ und „Lob 2“ konnten die Bläser auf das Notenarchiv der „alten Herren“ – wie die älteren Mitglieder genannt wurden, die den Chor 1924 mitgegründet hatten – zurückgreifen, was aus teils handschriftlichen Noten bestand. Diese Noten befinden sich noch heute im Bestand des Chores. Eins der Stücke dieser Sammlung fand später sogar nach Hinweisen von Ekkehard den Weg in das Notenheft „Querbeet“ der sächsischen Posaunenmission. Dank seiner Vernetzung mit dieser Organisation und persönlichen Kontakten, auch zu westdeutschen Gemeinden, konnte Ekkehard schon vor der Wende gelegentlich an neues Notenmaterial gelangen. Diese Kontakte waren von unschätzbarem Wert.

Nach der Wende setzte Ekkehard einen klaren Fokus auf die Erweiterung des Notenarchivs. Durch gezielte Anschaffungen schuf er einen Fundus, aus dem der Posaunenchor heute reichlich schöpfen kann und der unter den Posaunenchören der Umgebung seinesgleichen sucht. Darüber hinaus pflegte Ekkehard auch stets Kontakte zu Komponisten wie Wilfried Krätzschmar oder Michael Schütz. Große Werke wie Mendelssohns „Elias“ wurden unter seiner Leitung in einer Bearbeitung für Blechbläserchor in der Gemeinde aufgeführt. Ein besonderes Anliegen war ihm stets, das musikalische Niveau des Chores hochzuhalten und ständig weiterzuentwickeln. Mit der Besetzung durch talentierte Studierende der TU Dresden in den 2000er-Jahren, die den Weg zum Löbtauer Posaunenchor fanden, konnten anspruchsvolle mehrchörige Werke gespielt werden.

Ekkehards Maxime als Chorleiter war klar: Der Dienst in der Gemeinde stand an erster Stelle, sei es durch die Begleitung von Gottesdiensten, das Spielen in diakonischen Einrichtungen oder die Gestaltung besonderer Vespern. Gleichzeitig förderte er die sozialen Kontakte innerhalb des Chores und lenkte ein großes Augenmerk auf die Erweiterung des musikalischen Horizonts der Bläserinnen und Bläser.

Besondere Höhepunkte für den Chor waren Auftritte wie zum Beispiel zur Eröffnung der Frauenkirche 2005, zum Stadtjubiläum „800 Jahre Dresden“ oder die regelmäßigen Konzerte auf dem Dresdner Striezelmarkt, die Ekkehard als missionarischen Dienst versteht. Auch Veranstaltungen wie Flashmobs und Konzerte zur „Nacht der Kirchen“ waren Teil des Programms.

Ekkehard Scobel verband sein umfassendes musikalisches Wissen mit einer tiefen Leidenschaft für die Arbeit mit dem Posaunenchor. Proben und Aufführungen plante er sorgfältig und setzte sich engagiert für die musikalische Weiterentwicklung ein. Gleichzeitig organisierte er die Besetzungen und pflegte den Austausch mit anderen Chören und der Posaunenmission.

2024, zum 100jährigen Jubiläum des Posaunenchores Löbtau, gab Ekkehard Scobel nach 50 Jahren die Chorleitung in jüngere Hände ab. Mit seinem unermüdlichen Einsatz hat er die Arbeit des Posaunenchors geprägt und auf ein außergewöhnliches Niveau gehoben. Seine Fähigkeit, Menschen zu verbinden, und sein Engagement für die Musik sind beispielhaft. Diesem Einsatz ist zu verdanken, dass dieser Posaunenchor bis heute eine lebendige und starke Gemeinschaft bildet.

Conrad Jenschke