Jeder Mensch hat die Sehnsucht nach Glück!

Interkulturelle Woche – Konzert am 10. Oktober, 20:00 Uhr Löbtau, Friedenskirche

vom , verfasst von Diethelm Eckhardt

Im Rahmen der Interkulturellen Tage Dresden lädt die AG Friedenskirche am Freitag, dem 10. Oktober 2025 um 20:00 Uhr zu einem Konzert mit Kai Schmerschneider unter dem Titel „Welch ein Glück“ in die Friedenskirche Löbtau ein. ​Der Eintritt ist frei. Spenden erbeten.

Es wird ein Abend voller nachdenklicher und inspirierender Lieder, die sich mit der Sehnsucht nach Glück und der Verbundenheit mit der Mitwelt beschäftigen. Kai Schmerschneider, Dresdner Liedermacher und Religionspädagoge, bringt mit seinen Texten und Melodien neue Perspektiven zu einfachen, alltäglichen Beobachtungen und Weisheiten. ​
Man kann entdecken, wie Musik und Worte Brücken zwischen Kulturen und Menschen schlagen können. ​
Weitere Informationen unter: www.kaischmerschneider.de

Die 35. Interkulturellen Tage bieten Raum für Begegnung, Austausch und Möglichkeiten, um neue Perspektiven einzunehmen, voneinander zu lernen, eigene Vorurteile abzubauen und damit das soziale Miteinander langfristig zu bereichern. Sie finden unter dem Motto „Miteinander wachsen“ vom 21. September bis zum 12. Oktober 2025 in Dresden statt. Infos zu den Veranstaltungen unter: www.dresden.de/interkulturelletage

  • Freitag, 10. Oktober
    20:00 Uhr Löbtau, Friedenskirche

Interview mit Kai Schmerschneider

Herr Schmerschneider, Sie sind in Dresden vielen bekannt, manchen aber vielleicht nicht. Erzählen Sie kurz etwas über sich.

Ich wohne seit langem schon in Dresden in der Neustadt. Es ist ein Stadtteil, wo wir uns als Familie sehr wohl fühlen. Er gibt uns sehr viel und inspiriert uns mit der kulturellen Vielfalt. Wir sind dort auch schön von der Natur umgeben: die Weite der Elbwiesen, der wunderbare Horizont … Wenn ich da mit dem Hund unserer Tochter spazieren gehe und mich absichtslos von ihm leiten lasse, spüre ich die Weite. Und der Fluss gibt eine Orientierung, eine Struktur – für mich ein Sinnbild für Verlässlichkeit.

Wir haben Sie zu einem Programm in die Friedenskirche eingeladen. Ist Musik Ihr Beruf oder wo sind Sie unterwegs, um Ihren Lebensunter- halt zu verdienen?

Ich habe eine 75-Prozent-Stelle als Religionspädagoge am Theologisch-Pädagogischen Institut Moritzburg und bin für Fortbildungen im Bereich religiöser Bildung in Kindertagesstätten zuständig. Wir schauen, wie man Kinder in der religiösen und weltanschaulichen Bildung begleiten kann. Als Religionspädagoge ist man immer am Reflektieren von Ereignissen und diese in größeren Zusammenhängen zu denken. Schön finde ich an dem Beruf, dass man mit dem elementaren Blick eines Kindes herangeht; das hat etwas Unmittelbares, Naives, Unverstelltes, womit wir Erwachsenen uns manchmal schwertun.

Wie sind Sie zur Musik gekommen?

In der Jungen Gemeinde fand ich es immer cool, wenn jemand Gitarre gespielt hat. Irgendwann habe ich mir eine Gitarre für 40 Ost-Mark gekauft – die war nicht bundrein, eine Katastrophe. Da habe ich angefangen, die ersten Griffe zu üben. Ich bin Autodidakt und habe nie richtig Gitarre spielen gelernt. Beim eigenen Liederschreiben, auf der Suche nach dem, wie es klingen muss, mit offenen Akkorden und so, habe ich mir viel abgeguckt, wenn ich mit anderen Leuten zusammengespielt habe. Manchmal vermisse ich das auch: eine klassische musikalische Ausbildung, aber es ist so, wie es ist.

Sie kommen als Liedermacher zu uns. „Liedermacher“ – das klingt nach Handwerk. Wie entstehen Ihre Lieder?

Das Sprachliche ist im Vordergrund. Da höre ich Redewendungen – und die arbeiten in mir. Zum Beispiel hat einmal jemand zu mir gesagt: „Tue nichts, denn alles ist getan.“ Das ist doch eine Paradoxie. Da steckt eine Reibung drin. Ist das nicht absurd? – und da geht es dann mit mir durch: Was verbirgt sich hinter dieser Redewendung? Also nicht das Wortwörtliche, sondern welcher Horizont macht sich da auf? Einfache Dinge, vermeintlich nur banale Gedanken und Beobachtungen sind es, denen ich nachspüren möchte. Mich beeindrucken auch Weisheiten aus den östlichen Kulturen, die oft ebenso etwas Paradoxes an sich haben. Dann entstehen erste Skizzen, die schreibe ich durcheinander auf. Außenstehende werden das chaotisch finden. Doch daraus formen sich erste Strukturen, und manchmal entstehen hier schon Melodien.

Sie haben also zuerst den Text und danach entwickelt sich die Melodie?

Wenn ich eine Formulierung habe, die hat eine gewisse Rhythmik. Ich spüre der Formgebung nach. Dem treu zu sein, was angelegt ist, darum geht es. In der Kunst sagt man – und das ist nicht von mir: „Es ist alles schon da, aber manche haben die Gabe, es hervor zu bringen.“ Ich finde, da ist etwas dran, dass ich nur helfe, etwas hervorzubringen. Das ist auch eine Ehrfurcht vor dem, was es schon gibt.

Ist das eine Art Transformations- prozess? Wahrnehmen und in eine Form bringen, damit andere auch wahrnehmen können?

Das hat ein Stück mit Demut zu tun. Ich bin nicht derjenige, der die Welt gestaltet, aber der ein wenig dünnhäutig ist und dadurch etwas hervorheben kann. Zum Beispiel verweile ich bei einem Wassertropfen an der Fensterscheibe und will durch diesen die Welt anders wahrnehmen. Das mag trivial klingen, kann aber andere Sichtweisen eröffnen.

Ihr Programm heißt: „Welch ein Glück“. Warum das Thema Glück?

In Buchhandlungen gibt es eine Unmenge an Büchern zu dem Thema Glück – besonders im Bereich Esoterik. Darum habe ich mir diesen Ausspruch gewählt. „Welch ein Glück“ – das ist so schnell dahingesagt. Es ist außerdem ein volkstümlicher Spruch. In dem Konzert will ich den Begriff entfalten: Was ist eigentlich Glück? Da ist eine Sehnsucht! Ich denke, am meisten ist für mich Glück, eine tiefe Verbundenheit mit der Mitwelt zu spüren. Und dazu ist es notwendig, im Hier und Jetzt zu sein. Das ist ein großes Problem für uns moderne Menschen: Wir streben, planen und organisieren etwas, um in Zukunft glücklich zu werden. Aber in der unmittelbaren Gegenwärtigkeit zu sein, gelingt uns schlecht.

Sind Sie glücklich?

Im Grunde genommen: Ja! Natürlich hat man auch Höhen und Tiefen. Nicht vergessen will ich den materiellen Rahmen: dass wir ein Dach über dem Kopf haben. Als global denkender Mensch sehe ich die Klimaveränderung, weswegen Menschen auf der Flucht sind, ihre Heimat verlassen müssen. Allerdings ist der Lebensstandard an sich nicht ausschlaggebend für die Zufriedenheit von Menschen, was Sozialforschungen zeigen.

Was macht Menschen glücklich?

Ich glaube, sich einzuüben, im Gegenwärtigen zu sein. Man kann das üben, zum Beispiel durch Meditation oder Tagebuchschreiben, um am Ende des Tages zu schauen, was mich glücklich gemacht hat. Ein bis zwei Minuten Rückblick an eine schöne Begebenheit – mit einem Kind, eine Naturstimmung, ein gutes Gespräch oder Lächeln. Diese Kultur zu entwickeln, ist ein Reichtum. Da geht man in das Transzendente hinein - in das Gespräch mit Gott, das Gebet. Vielleicht fällt einem das leichter, wenn man etwas älter wird.

Die Veranstaltung am 10. Oktober in der Friedenskirche findet im Rahmen der Interkulturellen Tage Dresden statt. Was sind und wollen die Interkulturellen Tage?

Die Interkulturellen Tage haben in Dresden schon eine lange Tradition. Verschiedene Bildungsveranstaltungen wollen auf die Vielfalt aufmerksam machen, die es durch verschiedene Menschen hier gibt. Der kulturelle Reichtum ist ein Geschenk, das sich zu entdecken lohnt. Für mich war zum Beispiel ein Freitagsgebet in einer Moschee eine Entdeckung. Dort habe ich gespürt, wie faszinierend für mich die Folge von Gebetshaltungen ist, auch wenn ich die Worte nicht verstehe.

Warum engagieren Sie sich gerade innerhalb dieses Formates?

Mein Programm „Welch ein Glück“ passt da gut hinein. Es ist transkulturell, denn jeder Mensch hat die Sehnsucht nach Glück, jenseits von Religion, Nationalität oder Kulturkreis. Denken Sie an ein glückliches Kind – sein Lachen kann auch andere Gesichter freundlich machen.

Sie sind nicht das erste Mal in der Friedenskirche Löbtau. Was verbindet Sie mit diesem Haus?

Der Bau ist genial. Er widerspiegelt das Leben mit Gebrochenheit, Vergebung und Neuanfang. Hier zeigt sich, wie Menschen nicht in den schlechten Erfahrungen von Krieg und Zerstörung, Trauer und Schmerz verharrt sind. Die Konstruktion mit den Holzbindern und der schlichten Ausstattung hat etwas Temporäres. Brüche bleiben sichtbar, aber durch die Versöhnung mit ehemaligen Feinden und mit sich selbst konnte Neues entstehen.

Wo treten Sie sonst noch auf?

In Cafés in der Neustadt, auf Hoffesten, bei Tagungen – oder wohin man mich einlädt, ob in Kirchen oder auch in Wohnzimmer. Auf meiner Internetseite kann man mehr entdecken.

Vielen Dank für das Interview. Wir freuen uns auf das Konzert am 10. Oktober: „Welch ein Glück“.

Das Interview führte Diethelm Eckhardt.