Was Du wirklich brauchst
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Liebe Gemeindeglieder,
Zufrieden. So sieht das Kind auf der Titelseite aus, oder? Die Augen geschlossen, ganz dem Moment hingegeben. Mit sich und der Welt im Einklang, die Wange an ihren Plüschbären geschmiegt, ein Lächeln auf den Lippen.
Was brauchst Du wirklich? Manchmal ist es erstaunlich wenig, das zufrieden macht – das hat uns gerade die Corona-Krise vor Augen geführt: Gesundheit, Gemeinschaft, Wärme, Sonne, Gras, freie Zeit, Stille, Vertrauen...
Selbst die materiellen Dinge dürfen ganz einfach sein; so wie der Teddy des Mädchens, der seine besten Tage sichtlich hinter sich hat. Aber er ist ihr vertraut, gibt ihr Halt und ist ihr deshalb wertvoll.
Vertrauen. Das spricht für mich aus diesem Bild. Das Vertrauen: Ich muss mich nicht sorgen. Da ist jemand, der hat mich lieb und den hab ich lieb. Von diesem Vertrauen spricht Jesus, als er die Menschen auf die Vögel unter dem Himmel und die Blumen auf dem Feld hinweist, die Gott ohne deren Zutun ernährt und wunderschön kleidet, weil sie ihm am Herzen liegen. Darum: „Sorgt euch nicht!“ (Matthäus 6,25-34)
Diesen Sommer brechen wir – wenn Corona es zulässt – mit einer Gruppe Jugendlicher zu einer „Null-Euro-Tour“ auf. Eine Woche lang wandern wir durchs Land, ohne Geld, ohne Mobiltelefon, und jeden Tag buchstabieren wir aufs Neue durch, was das heißt, wenn wir beten: Unser tägliches Brot gib uns heute…
Solche und ähnliche Experimente wollen wir als zukünftige „anders wachsen“-Modellgemeinde häufiger durchführen. Sie sind hochaktuell und zeigen: Der Glaube an den dreieinigen Gott kann eine Gegenkraft sein zu einer notorisch unzufriedenen Gesellschaft und deren zerstörerischem Lebensstil.
Unsere Konsumgesellschaft braucht und fördert unzufriedene Menschen, die nie genug kriegen. Aber sind nicht gerade zufriedene Menschen das, was diese Welt braucht? Menschen, die nicht nur das Tun, sondern auch das Lassen gelernt haben? Die vertrauen können? Die ihre Sorgen in Gebete verwandeln, ihnen Flügel verleihen und sie loslassen hin zu Gott, der wie Vater und Mutter für uns sorgt?
Ich schaffe das nicht immer. Ist halt so. Als Erwachsene müssen wir vielleicht weiter denken als die Kinder. Und doch, hat nicht Jesus gesagt: Werdet wie die Kinder? Voll Vertrauen, und in der Lage, euch einfach von Gott beschenken zu lassen?
Gerade in diesen ungewissen Zeiten, in denen das Planen schwer fällt und wir merken, dass wir nicht alles in der Hand haben: Sorgt euch nicht! Gott sorgt für euch. Lasst uns dieses Vertrauen einüben – miteinander als Gemeinde. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Euch zufriedene und erholsame Sommerwochen.
Herzlichst,
Ihr/Euer Pfarrer Walter Lechner