TrauerWeg
Kurzinfos
März-Oktober: 7:00–20:00 Uhr
November-Februar: 8:00–17:00 Uhr
Öffnungszeit Büro Di 13:00–18:00 Uhr
Gorbitzer Str. 6
01157 Dresden
Ansprechpartner
Liebe Trauernde, Liebe Besucher unseres Trauerweges, der gestaltete Trauerweg auf unserem Friedhof möchte Sie in Ihrer Trauer begleiten.
Die einzelnen Stationen des Weges greifen die unterschiedlichen Gefühle und Gedanken der Trauer auf. Wir hoffen, sie helfen Ihnen, Ihre Trauer zuzulassen und am Ende Ihres Trauerweges wieder nach vorn schauen zu können. Wir haben den Stationen Nummern gegeben. Sie sollen Ihnen die Orientierung auf unserem Friedhof erleichtern. Es bedeutet nicht, dass Sie den Trauerweg Station für Station gehen müssen.
Die Trauer ist ein Prozess. Selten geht sie ihren Weg geradlinig. Es wird Zeiten geben, in denen Ihre Trauer Sie scheinbar wieder zurückgehen lässt. Geben Sie sich Zeit für Ihre Trauer.
Gott segne und begleite Sie auf Ihrem Trauerweg.
Ich stehe am Anfang meines Weges ohne dich. Wie eine herausgerissene Wurzel – so komme ich mir vor. Herausgerissen aus meinem Leben wie es bisher war. Oft denke ich: Gleich geht die Tür auf und du kommst herein. Aber dann fällt mir ein, du kommst nie wieder einfach so herein. Ich kann es nicht fassen und falle in ein tiefes Loch. Wie soll es ohne dich weitergehen? Ich bin einsam und verlassen. Das macht mich wütend und tief traurig.
Herausgerissen
aus meinem Leben –
wie geht es weiter?
Wie ein großer Stein hat sich dein Tod mir in den Weg gelegt. Der gemeinsame Weg mit dir ist mir versperrt.
Wie kleine Steine liegt mir im Magen, was zwischen uns unausgesprochen geblieben ist. Was hätte ich dir gerne noch gesagt? Was belastet mich?
Ich nehme einen Stein aus dem Korb und schreibe in Gedanken (oder tatsächlich) das Belastende darauf. Werde ich ihn am Ende meines Trauerweges ablegen können?
Vielleicht lege ich ihn auf dein Grab und rede mit dir darüber.
Ich schreibe das Belastende
auf einen Stein und lege ihn ab.
So vieles strömt auf mich ein. Ich bin dankbar für das Mitgefühl und die Hilfe in dieser Zeit. Aber manchmal möchte ich nur in Ruhe gelassen werden.
Dann möchte ich nicht „mal rauskommen“, sondern mich am liebsten vergraben. Dann möchte ich Zeit haben für meine Erinnerungen und einen Raum für meine Trauer, für meine Tränen und meinen Schmerz.
Ich brauche diesen Raum für mich. Hier kann ich meine Gedanken und Gefühle ordnen und komme langsam zur Ruhe. Das gibt mir Kraft, meinen Weg ohne dich weiterzugehen.
Ich brauche Raum
– für mich.
Eine Bank. Sie lädt mich ein zum Hinsetzen. Sie stützt meinen Rücken, hält mich aus, lässt mich ausruhen. Auch meine Gedanken und meine Gefühle können zur Ruhe kommen.
Mein Blick schweift über Blumen, die auf Gräbern stehen. Es sind letzte Liebesgrüße. Ich höre in mich hinein und wünsche mir, deine Stimme zu hören. Jetzt schweigt deine Stimme, mir fehlen die Gespräche mit dir. Du fehlst mir.
Finde ich jemanden, mit dem ich reden kann über das Besondere und das Alltägliche? Möchte ich das? Was ist, wenn sich jemand zu mir setzt?
Mit jemandem
reden können.
Bunte Glasscheiben tanzen im Wind. Manchmal verfangen sie sich wie meine Gedanken. Es sind Erinnerungssplitter an die gemeinsame Zeit.
Es gibt vieles, woran ich mich gerne erinnere – helle, leuchtende Farben. Dazwischen gibt es die dunklen Glassplitter. Sie blitzen auf, wenn die Sonne auf sie fällt.
Ich lasse all´ die Gedanken und Gefühle zu: Dank, Wut, Trauer, Liebe, Sehnsucht, Verzweiflung …
und warte darauf, dass sich der Wind legt.
Ich lasse Gedanken
und Gefühle zu.
Das Kreuz auf dem Pult erinnert mich an das Kreuz auf dem fremden Grab.
Ich komme an ihm vorbei, wenn ich zu deinem Grab gehe. Manchmal bleibe ich davor stehen. Es ist ein schlichtes Holzkreuz– ein uraltes christliches Symbol der Hoffnung.
Immer, wenn ich davorstehe, denke ich: Dieser Mensch glaubte an Gott. Ist er jetzt bei Gott?
Ich frage mich: Welche Hoffnung habe ich? Was glaube ich? Kann ich glauben, dass der Tod nicht das Letzte ist?
Jesus sagt:
"Ich bin die Auferstehung
und das Leben,
wer an mich glaubt, der wird leben auch wenn er stirbt."
Johannes 11, 25
Jedes Jahr, wenn am 13. Februar in Dresden die Glocken läuten, sehe ich sie vor mir: Die lichterloh brennende Stadt. Oft öffne ich dann das Fenster, schaue in die Nacht und lausche den Glocken. Ich denke an jene Menschen, die in dieser furchtbaren Nacht ihr Leben verloren haben und mir kommen die in den Sinn, die das alles überlebten. Wie schafften sie es, weiterzuleben?
Neben deinem Grab gibt es andere frische Gräber auf dem Friedhof. Ich bin nicht allein in meiner Trauer. Vielleicht hilft es mir, Menschen zu suchen, die auch trauern.
Ich bin nicht allein
in meiner Trauer
Ein Mann erzählte mir, wie er seine sterbende Mutter im Hospiz besuchte. Sie quälte sich, konnte aber nicht sterben. Er sprach zu ihr: „Mutter, geh über die Brücke! Es ist für mich in Ordnung.“ In der Nacht darauf war sie gegangen.
Manchmal denke ich an diese Geschichte. Nun stehe ich selbst an einer Brücke – zurückgelassen, allein. Ich höre die Worte: „Geh über die Brücke. Es ist für mich in Ordnung.“
Traue ich mich, neue Wege zu gehen? Was wollte ich schon immer einmal tun?
Geh über die Brücke.
Oft stehe ich am Fenster und blicke hinaus in die Weite des Himmels. Mal ist er strahlend blau und lockt mich heraus. Ein anderes Mal ziehen sich Wolken zusammen. Regentropfen fallen vom Himmel wie Tränen.
„Tears in heaven“ dichtet Eric Clapton neun Monate nach dem Unfalltod seines vierjährigen Sohnes. Es ist ein Lied der Hoffnung auf ein Wiedersehen im Himmel. Hier wird es keine weiteren Tränen geben. Der Himmel ist ein Friedensort, schreibt er – ohne Schmerz und Leid, ohne Tod und Trauer.
Ein Lied dichten kann ich nicht. Ich schreibe dir Briefe, zünde eine Kerze an deinem Geburtstag an … und sammle meine Tränen. Ich bringe sie mit in den Himmel.
Gott wird abwischen alle Tränen.
Offenbarung 21,4
Sie ähneln sich alle und doch ist kein Schneckenhaus dem anderen gleich. Jedes ist einzig in seiner Form und Farbe. Die Schnecke wird mit ihrem Haus geboren. Da ist es noch ganz klein, weiß, ja transparent und weich. Zirka drei Jahre baut die Schnecke an ihrem Haus – Rille für Rille wächst es. Wann immer sie Schutz braucht oder einfach nur müde ist, zieht sie sich dahin zurück. Hier kann sie überwintern und hier ist sie vor Kälte geschützt.
Ich werde mein Schneckenhaus immer brauchen. Orte an denen ich sein kann, wenn mich die Traurigkeit überfällt und die Tränen kommen. Einen Ort auch in mir.
Er tut mir gut. Er macht mich stärker.
Der Ort in mir
macht mich stärker
Ich gehe meinen Weg. Laufe über graue Steine und dunklen Sand, sehe verwelktes Laub und erblicke einen Löwenzahn. Zwischen zwei Steinen hat er sich hervorgeschoben – grüne Blätter, gelbe Blüte.
Was für eine Lebenskraft zwischen den Steinen denke ich und bleibe stehen. Jetzt entdecke ich in der Nähe auch Gänseblümchen, Klee, Kamille und eine blaue Kornblume. Blumen, die ich meistens nicht wahrnehme. Blumen, die auf allen Wegen wachsen.
Welche „Blume“ wächst auf meinem Trauerweg? Was kann ich zwischen grauen Steinen und Sand an Farbe und Leben entdecken?
Blumen wachsen
auf allen Wegen.
Der Apfelbaum wird im Herbst gepflanzt. Da ist der Boden noch warm und im Herbst regnet es häufiger als im Frühjahr. So kann der Baum gut wurzeln. Der Frost im Winter schadet ihm nicht, er ruht und sammelt neue Kräfte, um im Frühjahr wieder zu blühen und später Früchte zu tragen.
Der Apfelbaum ist ein Symbol für mein Leben: Vergangen ist die gemeinsame Zeit. Neues ist im Werden. Es gibt die Wurzeln, die mich halten. Regen und Sonne stillen meinen Durst nach Leben und Wärme. Es wachsen wieder Blätter und Früchte.
Ich schreibe auf, was in meiner Trauer gewachsen ist und sich verändert hat:
...
Dankbar blicke ich zurück und nach vorn und gehe weiter.
Neues ist
im Werden.
Gesprächsangebote und Trauerbegleitung
Malteser Trauerbegleitung & Trauercafé Dresden
Malteser Hilfsdienst e.V.
Leipziger Str. 33, 01097 Dresden
hospizdienst.dresden@malteser.org
0351/43555-17 (mit AB)
Christlicher Hospizdienst Dresden e.V.
Canalettostr. 13, 01307 Dresden
info@hospizdienst-dresden.de
0351/44402910 oder 0177 2552644
Trauer- und Traumatherapie
Praxis für Psychotherapie (HPG)
Dr. Dittmar Rostig
Gitterseestr. 24, 01187 Dresden
info@psychotherapie-trauer-rostig.de
0351/4764076
Alle Anbieter der Gesprächsangebote bitten um vorherige Kontaktaufnahme.